Goraksha Paddhati

Goraksha gilt als der Begründer des Hatha Yoga. Er soll der Meisterschüler von Matsyendra gewesen sein, der wiederum direkt von Shiva unterwiesen wurde. Von Matsyendra gibt es, genau wie von Sokrates, keine überlieferten Schriften. Die Zeit in der wir uns hier befinden ist das 11the Jahrhundert.

Die Goraksha Paddhati, was soviel wie Fußpfad des Goraksha heißt, gilt als eine der bedeutendsten Überlieferungen von Goraksha. Die Schrift enthält 200 Verse. Hier möchte ich Dir die für mich wichtigsten Erkenntnisse darlegen.

Als 6 Glieder des Yoga sind hier Körperhaltung (Asana), Atembeherrschung (Pranayama), Sinnesrückzug (Pratyahara), Konzentration (Dharana), Meditation (Dhyana) und Exstase (Samadhi) beschrieben.

Als die wichtigsten Asanas sind die Meisterstellung (siddha Asana) und die Lotusstellung (Kamala Asana oder Padmasana) benannt. Es wird die gebundene Lotusstellung mit Blick auf die Nasenspitze und Kinn auf die Brust beschrieben. Bei siddha Asana ist der Blick auf das 3. Auge zu richten.

Es werden nur 6 Hauptchakren beschrieben – Wurzelchakra mit 3. Auge (das Scheitelchakra ist nicht beschrieben).

Von den 72.000 Nadis werden 10 als die am wichtigsten hervorgehoben: Ida, pingala, sushumna, gandhari, hastijivha, pusha, yashasvini, alambusha, kuhu, shankhini.

Es werden 10 Winde (vayus) beschrieben: prana, apana, samana, udana, vyana, naga, kurma, kri-kala, deva-datta, dhanam-jaya.

Apana zieht Prana und Prana zieht Apana. Der Yoga-Wissende verbindet beide.

Die Psyche tritt aus dem Leib mit dem Ton ha und tritt in ihn wieder mit dem Ton sa. Die Psyche wiederholt andauernd den Ton „hamsa“ (lt. Feuerstein konvertiert das Mantra zu So Ham = Ich bin er).

Die Kundalini Kraft ist in 8 Windungen aufgerollt: pranava, gundanala, nalini, sarpini, vanka-nali, kshaya, shauri, kundali. (Die Erweckung der Kundalini soll durch die disziplinierte Anwendung höherer Vernunft mit der Bewegung der Lebensenergie (Prana = Atem) erfolgen und durch das Zusammenspiel der Wirbelsäure hochsteigen. Das Ganze soll in Zusammenhang mit Feuer (vahni yoga) und Gewalt (Hatha) erfolgen).

Der Prozess des Kundalini-Aufstieges soll in der gebundenen Lotusstellung erfolgen und ein Jahr andauern. Hilfreich dabei sind maha-mudra, nabho-mudra (Zunge mit der Rückseite an den Gaumen drücken), uddiyana-bhanda, mulabandha.

Rajas = Sonne (Nabel) = Shakti.

Bindu =Mond (Gaumen) = Shiva.

Das höchste Licht ist Om. Diesen Ton wiederhole der Yogi in der Lotusstellung mit Blick auf die Nasenspitze. Om ist die Vereinigung der drei Welten (Loka): Erde = Bhuh, Mittelregion = Bhuvah und Himmel = svah. Im Om sind die drei Zeiten Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; in ihm sind die drei götter Vishnu, Brahma, Shiva. In ihm steckt die dreifältige Macht Tat, Wille und Weisheit.